Warum du die Bad-Frage früh klären solltest
Kaum ein Raum wird so selbstverständlich „mitgeplant“ – und so selten wirklich hinterfragt – wie das Bad. Doch die Entscheidung, wie viele Bäder du brauchst und ob eine Badewanne dazugehört, wirkt sich auf vieles aus: Leitungsführung, Grundriss, Kosten, Haustechnik – und den Alltag für viele Jahre. Darum gehört die Bad-Frage nicht ans Ende der Planung, sondern ganz an den Anfang.
Wie viele Bäder brauchst du wirklich?
Der Standard klingt bequem: Elternbad, Kinderbad, Gäste-WC. Die Praxis fragt anders: Wer braucht wann was – und wer hält es sauber? Leitfrage: Reicht ein stark geplantes Familienbad + Gäste-WC? Oder entlastet ein zusätzliches Duschbad morgendliche Stoßzeiten (Teenager, Schichtdienst, Mehrgenerationen)? Und ist dann ein Kinderbad oder eine Dusche im Gäste-WC am sinnvollsten?
Merke: Jeder zusätzliche Raum ist Fläche + Budget + Pflegezeit. Entscheide für den Alltag, nicht fürs Prospekt – dort, wo Komfort täglich wirkt.
Badewanne: Willst du sie – oder brauchst du sie?
Wanne ja oder nein? Zähle echte Nutzungen pro Monat – nicht Wunschbilder. Eine Badewanne beansprucht etwa 2 m² Fläche, dazu Wasser, Energie und Pflege – Fläche mit Kosten- und Pflegewirkung (mehr dazu unter Fläche, Kosten, Wirkung). Das kann genau richtig sein – oder Fläche blockieren, die anderswo mehr Wirkung hat.
Formuliere dein Warum:
• Körperpflege: badest du lieber als duschen? Wenn ja: wie oft?
• Kinder: es ist praktisch, kleine Kinder in der Wanne zu baden. Würde eine Wanne in der Dusche auch reichen? Wie lange sind die Kinder „klein“? Wer nutzt das Kinderbad, bis die Kinder „groß“ sind?
• Therapie: bist du krank und benötigst das Bad als Teil deiner Therapie?
… oder willst du die Badewanne einfach aus Gewohnheit?
Die Antwort zeigt schnell, was du wirklich brauchst – oder weglassen kannst.
Große Dusche statt Wanne
Eine großzügige, bodengleiche Dusche ist nicht mehr Luxus – du nutzt sie jeden Tag. Du brauchst – im Normalfall – weniger Wasser als bei einem Bad in der Badewanne, die Dusche trocknet schneller, ist leichter zu reinigen, ist komfortabel und sicher – heute wie im Alter.
Weitere Vorteile:
• Flächengewinn: Platz für Bewegungsraum, Stauraum oder eine größere Dusche.
• Barrierefreiheit: keine Stufe, weniger Risiko, hoher Komfort.
• Pflegeleichtigkeit: großformatige Fliesen mit wenigen Fugen oder große ebene Fläche ganz ohne Fugen.
• Gestaltungsspielraum: Glas, Licht, Nische, Sitzbank – die Dusche wird Teil des Raumkonzepts, nicht bloß Funktion.
Wenn du die Wanne trotzdem möchtest: Plane bewusst. Doch oft gilt: Eine gute Dusche schlägt eine selten genutzte Wanne.
Fläche, Kosten, Wirkung
Zwei Quadratmeter sind selten entscheidend – bis du sie bewusst verteilst. Denn sie verändern den Grundriss, die Kosten und oft auch das Wohngefühl. In einem Haus mit 150 m² sind das rund 1,3 % der Gesamtfläche – und spürbare Baukosten.
Frage dich: Wo entfalten diese 2 m² wirklich Wirkung – im Bad, im Wohnbereich, in der Küche, in der Speisekammer oder an der Garderobe? Oder brauchst du sie vielleicht gar nicht, weil dein Alltag auch ohne sie funktioniert?
Klarheit entsteht auch dort, wo du Fläche gezielt weglässt.
Alltag und Zukunft: Raumlogik statt Ausstattung
Komfort entsteht aus Raumlogik – nicht aus Ausstattung. Plane das Bad als Teil des Ganzen, nicht als Produktkatalog: eine klare Raumfigur mit ausreichenden Bewegungszonen, nachvollziehbaren Blick- und Laufwegen und einer Anordnung, die nutzungsoptimiert ist. So fühlt sich der Ablauf stimmig an.
Licht und Luft kommen zuerst. Tageslicht von der Seite modelliert Tiefe, Oberlicht oder hohes Fenster bringt Intimität; beides funktioniert, wenn die Lüftungsstrategie stimmt – Fenster plus sensorgestützte Abluft oder kontrollierte Lüftung. Materialien folgen der Nutzung: griffige Oberflächen, ruhiges Fugenbild (großformatig oder fugenlos) und sorgfältiges Gefälle in der Dusche, damit Wasser dort abläuft, wo es soll.
Wärme und Akustik sind Teil des Entwurfs: Flächenheizung für Grundwärme und Schallschutz zu Schlaf- und Aufenthaltsräumen. Stauraum ist integriert – als Nische oder Schrankzeile – damit alles seinen Platz hat und schön weggeräumt ist. Türbreiten, Bewegungsradien und schwellenlose Übergänge ergeben sich dann fast von selbst – komfortabel heute, gelassen morgen.
Ergebnis: Ein Bad, das architektonisch funktioniert – klar, leise, pflegeleicht.
Dein 5-Minuten-Check
1. Wie viele Personen nutzen das Haus dauerhaft?
2. Wer braucht wann Privatsphäre?
3. Wie viel Zeit verbringst du im Bad – ehrlich gerechnet?
4. Wann hast du zuletzt gebadet?
5. Was würdest du am liebsten tun, wenn du 2 m² mehr Platz hättest?
Fazit
Es geht nicht um Lager – „Team Wanne“ vs. „Team Dusche“ –, sondern um deinen Alltag, deine Fläche, dein Budget. Die richtige Entscheidung entsteht im Entwurf, nicht im Produktkatalog. Wenn du möchtest, sortieren wir das gemeinsam – konkret, schnell, klar – und legen deine Bad-Strategie fest, bevor wir den Gesamtentwurf für das Haus angehen.




